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Frankreich und die Auswirkungen der Radio-Quote

Frankreich und die Auswirkungen der Radio-Quote

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Schon seit 1994 gibt es in Frankreich eine Radio-Quote, die vorschreibt, dass mindestens 40 Prozent der gespielten Musik französischsprachig sein muss. Tatsächlich aber haben die staatlichen Eingriffe in die Musik Auswirkungen weit über die Radiostationen hinaus, wie ich gerade im Urlaub festgestellt habe.

Gerade komme ich zurück aus dem Sommerurlaub. Meine Frau versucht schon seit Jahren mich zu einem Campingurlaub in Frankreich zu überreden. Und obwohl ich eigentlich nicht so wirklich der „Camping-Typ“ bin, war ich doch angetan vom unkomplizierten Miteinander. Egal ob Einheimische oder Touristen, arm oder reich, klassisches Zelt-Camping oder im voll ausgebauten fahrenden Wohnzimmer – morgens beim Baguette kaufen am Kiosk oder abends beim Wein trinken in der Campingplatz-Bar mischen sich alle Urlauber bunt durcheinander.
Mit verschiedenen Bands und DJs war auch für das musikalische Abendprogramm jederzeit gut gesorgt. Wer allerdings glaubt, hier würde das klassische musikalische Touristenprogramm abgespult, der irrt gewaltig. Auch ich war einigermaßen überrascht, dass zu einem überwiegenden Teil französische Musik gespielt wurde und merklich nur zu einem deutlich geringerem Prozentsatz englische oder anderssprachige Pop- und Rocksongs.

Warum ist das so? Die bereits Mitte der Neunziger eingeführte staatliche Radio-Quote in Frankreich, die die Radiosender dazu verpflichtet zu mindestens 40 Prozent französischsprachige Songs zu spielen dürfte hieran einen nicht ganz unwesentlichen Anteil haben. Was sich anhört wie ein angestaubtes staatliches Regulierungsinstrument aus längst vergangenen Zeiten, scheint bei unseren Nachbarn im Süden tatsächlich zu funktionieren. Denn kaum eine andere Nation bringt derart vielfältige, gute Künstler und Alben hervor. Schaut man sich die aktuellen französischen Charts an, findet man in den Top 20 gleich 13 französischsprachige Titel. Zum Vergleich: in die aktuellen deutschen Top 20 schafften es gerade mal fünf deutschsprachige Songs!
Ich habe mich also gefragt, ob eine solche Quote auch in Deutschland sinnvoll sein könnte, bin aber schnell zu dem Schluss gekommen, dass hierzulande eine einigermaßen gesunde Selbstregulierung anscheinend auch ganz gut funktioniert. Hört man sich die Lokalsender oder die der öffentlich-rechtlichen Radiostationen an, könnte man sogar manchmal den Eindruck gewinnen, dass eine solche Quote bereits heimlich eingeführt wurde.

Wie dem auch sei, die Auswirkungen im Urlaub waren mehr als deutlich zu beobachten, vor allem bei den jüngeren Generationen. Denn nicht einmal die populären Sommerhits wurden dort so zahlreich und heftig gefeiert wie die Songs in der eigenen Landessprache. Ich habe meine Zweifel, ob das hier genauso wäre – egal ob mit oder ohne Radio-Quote.


KEYS Ausgabe 10/2019


Die komplette Kolumne gibt’s in KEYS-Ausgabe 10/19


Was haltet ihr von einer Radio-Quote? Ich freue mich eure auf Kommentare!

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